Warnstreik an Uniklinik Heidelberg für tarifliche Bezahlung

Streik-Kundgebung am 5. April mit Martin Gross, ver.di-Landesleiter
04.04.2023

Landeseigenes Uniklinikum lehnt Tarifverhandlungen mit Einschüchterungen ab – während die Wirtschaftsministerin des Landes für Tarifverträge wirbt.

ver.di ruft bei zwei Tochterfirmen des Uniklinikums Heidelberg diese Woche zu Warnstreiks für tarifliche Bezahlung auf. Bei der Klinik-Technik GmbH (KTG) wird am 5. und 6.April gestreikt, bei der Kurt-Lindemann-Haus gGmbH (KLH) am 4. und 5. April. Am Mittwoch findet eine gemeinsame Demonstration der Streikenden um 11 Uhr durchs Neuenheimer Feld mit Kundgebung vor dem Klinikumsvorstand um 12.00 Uhr mit ver.di Landesbezirksleiter Martin Gross statt.

Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Nachdem auch die Landespolitik stillschweigend seit Jahren zuschaut, wie an einer landeseigenen Uniklinik originäre Klinikaufgaben in tariflose Tochterunternehmen ausgegliedert werden, gehen wir diesen untragbaren Zustand nun mit den originären Gewerkschaftsmitteln an: Wir streiken für tarifliche Bezahlung an einer Uniklinik. Die Kolleginnen und Kollegen der beiden Unternehmen haben sich in den vergangenen Monaten in ver.di organisiert und nehmen ihre Interessen nun selbst wahr. Bis wieder gilt: eine Klinik, ein Tarifvertrag.“

Kathrin Biro, Geschäftsführerin von ver.di-Rhein-Neckar ergänzt: „Die Einschüchterung von Streikenden, z.B. die Drohung mit dem Verkauf des Kurt-Lindemann-Hauses, sind einer Tochtergesellschaft des Landes Baden-Württemberg völlig unwürdig. Die Drohung teilte die Geschäftsführung in einem offenen Brief an ver.di und alle Beschäftigten des Kurt-Lindemann-Hauses am 4.4.2023 mit. Es ist eine Provokation, dass das Klinikum Tarifverhandlungen bisher komplett ablehnt, während die Wirtschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg für Tarifverträge wirbt! Eine für das Uniklinikum sowie für die Beschäftigten vertretbare Lösung kann nur in gemeinsamen Gesprächen und am Verhandlungstisch gefunden werden.“

Monika Neuner, ver.di-Verhandlungsführerin für die Klinik-Technik GmbH: „Den Beschäftigten in Handwerk und Technik geht es um ein Ende der Spaltung. Seit 2009 werden die neu eingestellten Handwerker am Klinikum mit längerem Arbeitszeiten, fehlender Jahressonderzahlung und weiteren fehlenden tarifvertraglichen Leistungen schlechter gestellt. Sie haben sich nun in ver.di zusammengetan und fordern Gleichbehandlung. Wenn der vor 2009 eingestellte Kollege mit Tarifvertrag Feierabend macht, muss der Kollege ohne Tarifvertrag noch seine geschuldete Arbeitszeit erbringen. Damit soll endlich Schluss sein! Deswegen Tarifvertrag.“

 

  • Hintergrund:

    Seit Anfang des Jahres 2023 verweigern die Geschäftsführung der Klinik-Technik GmbH (KTG) sowie seit Mitte 2022 die Geschäftsführung des Kurt-Lindemann-Haus gGmbH (KLH) Tarifverhandlungen mit ver.di. Beide sind 100-prozentige-Tochtergesellschaften des Universitätsklinikums Heidelberg. Für Beschäftigte der KTG bedeutet das seit mehr als einem Jahrzehnt geringere Einkommen, längere Wochenarbeitszeiten und keine Jahressonderzahlungen. Dabei sind die Handwerker und Techniker essenziell für das Uniklinikum und die Universität. Ohne Handwerker keine sicher funktionierende Gebäudetechnik. Ohne sicher funktionierende Gebäudetechnik kann z.B. kein Chefarzt operieren.

    Am Kurt-Lindemann-Haus werden in den unterschiedlichen Berufsgruppen zwischen acht bis 13 Prozent weniger Gehalt bezahlt als in derselben Berufsgruppe an der Uniklinik. Gerade in finanziell angespannte Zeiten wie diesen ist es für die Beschäftigten nicht nachvollziehbar, warum zum Beispiel eine Sozialarbeiterin an der Uniklinik acht Prozent mehr Gehalt verdient als eine Sozialarbeiterin am Kurt-Lindemann-Haus.

    Die Geschäftsführungen der KTG und des KLH haben die Tarifverhandlungen abgelehnt mit der Begründung, dass sie sich eine gewisse „Flexibilität erhalten“ wollten, das heißt, sie wollen weiterhin alleine darüber entscheiden, ob, wann und in welcher Höhe es zum Beispiel Lohnsteigerungen gibt.

     

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